Drei Gründe für den Durchhänger des VfB Stuttgart
Die Ergebnisse stimmen momentan nicht beim VfB Stuttgart. Der Aufsteiger in die Bundesliga steckt nach dem ersten Spieltag der Rückrunde nicht in der Krise, dazu ist die bisherige Punkteausbeute (22) noch deutlich zu gut, doch die junge Mannschaft muss nun zeigen, wie gut sie mit Frusterlebnissen klar kommen kann. Eine Analyse, woran es beim VfB zurzeit hakt.
Problem eins: Fehlende EffizienzDie Zahlen waren nicht dieselben, aber in der Tendenz in beiden Fällen eindeutig. Der eine Daten-Dienstleister hatte beim Spiel in Freiburg 25:10 Torschüsse aus VfB-Sicht gezählt, ein anderer kam auf 27:9. So oder so: Es hatte ausreichend Stuttgarter Möglichkeiten gegeben, am Samstag ein besseres Endergebnis zu erzielen als die 1:2-Niederlage beim Sport-Club. Der VfB sei in der zweiten Halbzeit "sehr dominant" gewesen, sagte der Freiburger Trainer Christian Streich. Die Gäste hätten fraglos "einen Punkt verdient gehabt".
Allein es fehlte an Effizienz im Angriff. Offensiv-Routinier Daniel Didavi sprach von "mehreren hundertprozentigen Chancen". Genutzt, um zu punkten, wurde keine. Zuvor bei der 0:3-Niederlage in Bielefeld hatte der torlose VfB bei den Torschüssen mit 10:9 die Nase vorne gehabt. Und beim erst in der 96. Minute klar gemachten 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach hätte es trotz 19:8 Stuttgarter Torschüssen beinahe eine Niederlage gesetzt.
Es ist nicht so, dass die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo plötzlich das Fußballspielen verlernt hätte. Aber sie schlägt aus ihren spielerischen Möglichkeiten zu wenig Kapital. Es fehlen momentan die Killerinstinkte.
Problem zwei: Dumme GegentoreNatürlich sind Gegentore immer eine blöde Sache. Im Nachhinein weiß fast jeder Betrachter, was man in dieser oder jener Situation hätte besser machen können. Doch beim VfB Stuttgart ist es ein entscheidender Teil der Problemanalyse, dass in den vergangenen drei Partien zu wenig gepunktet wurde, weil die Defensive es in scheinbar beherrschbaren Spielmomenten am erforderlichen Gegnerzugriff vermissen ließ. Trainer Matarazzo hatte die Schwächen benannt, es wurde aber nicht besser. Nicht in Bielefeld, nicht in der ersten Halbzeit in Freiburg. Die letzte Verteidigungsreihe agierte zu fehlerhaft.
Durchaus möglich, dass Pellegrino Matarazzo seine Treue zur Kette mit Pascal Stenzel, Waldemar Anton und Marc Oliver Kempf fürs anstehende Spiel am Freitag zu Hause gegen den Tabellen-Vorletzten FSV Mainz überdenken wird. In Konstantinos Mavropanos, der in Freiburg nach der Pause für Stenzel kam, oder Atakan Karazor, der in dieser Saison schon Startelf-Einsätze hatte, gibt es Alternativen.
Problem drei: Kein GlückZwei Pfostentreffer des VfB Stuttgart in den Schlussminuten verhinderten im badisch-schwäbischen Duell einen Teilerfolg. Zunächst war es der nach langer Verletzungs-Zwangspause erstmals eingewechselte Flügelmann Erik Thommy, der am Torgestänge scheiterte (87. Minute), dann traf Nicolas Gonzalez ein bisschen weiter außen fast dieselbe Stelle (89.). Der Freiburger Trainer Christian Streich räumte ein: "So viel Glück wie in der zweiten Halbzeit hatten wir in dieser Saison noch nicht."
In der Tabelle der Latten- und Pfostentreffer in dieser Bundesliga-Spielzeit steht der VfB Stuttgart nach dem 18. Spieltag klar auf Platz eins. Schon zwölf Mal gingen Bälle ans Torgehäuse. Der FSV Mainz 05 folgt mit acht Pechmomenten auf Rang zwei. Ein bisserl Dusel könnten die Stuttgarter nun gut brauchen. Es ist ja nicht so, dass sie das Glück der Tüchtigen nicht verdient hätten. Mit insgesamt 2094 gewonnenen Zweikämpfen steht das Aufsteigerteam im Ligavergleich auf Platz eins.
Sie wollen alles geben für den Erfolg, die Stuttgarter Spieler. Es ist also wirklich in erster Linie eine Ergebniskrise.